Im ersten Pflichtspiel der Saison, dem Pokalduell bei CZ Jena (2:0) gehörte Patrick Erras noch zur Bremer Startaufstellung. Nach 45 Minuten musste der Neuzugang allerdings raus, saß dann beim Ligastart gegen Hertha (1:4) nur auf der Bank - und zählte beim 3:1 auf Schalke nicht mal mehr zum 20er-Kader. Eine Entwicklung, die auf den ersten Blick den Schluss nahelegt, der Ex-Nürnberger sei an neuer Wirkungsstätte zunächst einmal für zu leicht befunden worden. Doch dieses Urteil erweist sich bei näherer Betrachtung als zu oberflächlich.
Schon bei seinem Debüt in Jena nämlich zählte Erras keineswegs zu den Enttäuschungen. Der 25-Jährige erledigte seinen Job auf der Doppelsechs solide, glänzte sogar mit einer immens wichtigen Rettungsaktion im eigenen Strafraum. Seine Auswechslung hatte erkennbar taktische Gründe, wie Trainer Florian Kohfeldt nachträglich bestätigte. Beim Stand von 0:0 gegen den Regionalligisten waren offensive Impulse gefragt, für die Erras als Spielertyp weniger steht. Dem knapp zwei Meter großen Hünen fehlt es an Dynamik - ganz im Gegensatz zu Jean-Manuel Mbom, der auf Schalke vor allem dank athletischer Vorzüge sein Bundesligadebüt feiern durfte. Im Kampf um den weiteren Kaderplatz für einen Defensivspieler gab Kohfeldt dann dem etwas vielseitigeren Christian Groß den Vorzug.
Auf Erras könnte ein Spezialauftrag warten
Wie knapp die Entscheidung gegen Erras ausfiel, belegt die Tatsache, dass der gebürtige Amberger die Reise nach Gelsenkirchen mit angetreten hatte, dann als 21. Profi vor Ort zuschaute. Auf Dauer außen vor scheint Erras damit aber nicht, im Gegenteil: Bereits am kommenden Samstag gegen Bielefeld winkt mit dem Anpfiff die Punktspielpremiere für den neuen Klub. Auf Erras könnte dann nämlich ein Spezialauftrag warten, den Kohfeldt schon während der Vorbereitung in Aussicht stellte: Als Mittelmann in einer Dreier-Abwehrkette und direkter Gegenspieler von Arminias Galionsfigur Fabian Klos. Dem Bielefelder Goalgetter (1,95 Meter, 93 Kilo) wäre physisch schließlich kein Werder-Verteidiger derart gewachsen wie Erras (1,96 Meter, 85 Kilo). Dass aufgrund des engen Konkurrenzkampfes Härtefälle in dieser Saison zur allwöchentlichen Normalität werden, hat Kohfeldt des Öfteren klargemacht. Doch auch umgekehrt gilt: Der Weg von der Tribüne auf den Rasen kann sich als sehr kurz erweisen.
